Vom 23. bis 31. Januar 2015
Spielort: Gasteig, Vortragssaal der Bibliothek
Focus Gaza
Im Sommer 2014 waren die Nachrichten vom Gaza-Krieg bestimmt. Wieder einmal. Seit mindestens 3000 Jahren ist Gaza umkämpft. Seit den Anfängen der Filmgeschichte handeln bewegte Bilder des Ortes vom Krieg. Aufgenommen in aller Regel von Eroberern und
anderen Aussenstehenden. Was sehen sie in Gaza? Wie zeichnen sie das Leben auf? Welche Geschichten erzählen die, die dort leben? Worum wird gekämpft? Mit welchen Mitteln? Anhand von Filmen aus und vor allem über Gaza – entstanden in den letzten dreißig Jahren – werden in diesem Programm verschiedene Facetten des Küstenstreifens beleuchtet.
Der israelisch-palästinensische Konflikt ist seit jeher auch ein Krieg um Narrative, Bildhoheit, Selbst- und Fremddefinition sowie um Solidarität. Der Kampf um Selbstbestimmung bedeutet auch, ein kollektives Selbstbild zu entwickeln und auf die internationale Bühne tragen zu können. In den 1970ern und 80ern hat die palästinensische Befreiungsorganisation PLO dies mit eigenen Filmproduktionen getan. In der Westbank und im Gazastreifen konnte die
PLO allerdings nicht drehen, dort war sie, wie in Israel selbst, bis 1993 illegal. In Palästina war die PLO auch im Filmbereich auf interna tionale Solidarität angewiesen. Mal ließ sie von befreundeten Filmteams Bilder für eigene Produktionen aufnehmen, mal unterstützte sie die GenossInnen bei deren Filmen über den palästinensischen Befreiungskampf.
Im Zuge der Friedensverhandlungen in den 1990ern und mehr noch seit der Räumung jüdischer Siedlungen sowie der kompletten Absperrung des Gazastreifens Mitte der 2000er Jahre hat eine wachsende Zahl israelischer Filmschaffender sich meist kritisch mit der Politik ihrer Regierung bezüglich „des Streifens“ befasst. In ihren Filmen versuchen sie den Charakter der Grenze zwischen sich und der Bevölkerung Gazas zu verstehen, die ein seltsam absolutes
Wesen hat.
Seit einiger Zeit machen junge KünstlerInnen aus dem Gazastreifen von sich Reden. Nur filmische Stimmen und Bilder gibt es aus dem dicht besiedeldsten Ort der Erde so gut wie gar nicht. Zwar hat die Videotechnik vieles vereinfacht, jedoch sind es die für das Kino essentielle Postproduktion sowie der Zugang zu internationalen Vertriebswegen ohne die ein Werk nicht auskommt. Die Isolation macht den Aufbau dieser wichtigen internationalen Netzwerke
nahezu unmöglich. Kinos vor Ort gibt es nicht.
Irit Neidhardt
